Möbel Ebert
 

Im Jahr 1900 kaufte der Schmiedemeister und spätere Lokomotivführer Julius Ebert, das unbebaute Grundstück auf der damaligen Bahnhofstraße und erbaute darauf 1902 ein Wohn- und Geschäftshaus.
Die Geschäftsräume in der unteren Etage wurden zur Hälfte an einen Schneidermeister und zur anderen Hälfte an seinen Sohn Karl Ebert vermietet. Der Polsterermeister Karl Anton Ebert gründete 1903 in diesen Räumen ein Gardinen-, Polsterer und Möbelgeschäft, auch viele Kinderwagen wurden verkauft. Die junge Möbelindustrie hatte gerade angefangen zu produzieren, es wurden Möbel in Serie hergestellt.
Das Polstererhandwerk und das Gardinengeschäft blieben aber lange Zeit der Schwerpunkt des Geschäftes.
Nach wenigen Jahren wurden die Geschäftsräume des Schneidermeisters dazugenommen und das Geschäft erweitert.
Während des 1. Weltkrieges wurde, obwohl der Inhaber an der Front in Frankreich war, das Geschäft von seiner Frau Dina Ebert, geb. Blume und einigen Aushilfen weitergeführt. Polsterer, die in den nahen Eisenbahnerwerkstätten arbeiteten, halfen nach Feierabend aus.
Später wurde eine Werkstatt und ein Lager angebaut. In der Polsterei wurden Polstermöbel von der einfachsten Liege bis zum komfortabelsten Sofa oder Sessel gearbeitet. Viele dieser Polstermöbel waren mit Leder bezogen.
Die Beleuchtung der Schaufenster erfolgte mit Gaslampen, die mit Schwachstrom gezündet wurde.
1919 verursachten diese Gaslampen einen Brand, welcher durch die Aufmerksamkeit vorbeigehender Passanten schnell gelöscht werden konnte.( In Arnsberg gab es am Bahnhof eine Gasproduktion.) Nach dem Brand wurden sofort alle Gaslampen entfernt und im ganzen Haus Stromleitungen angelegt.

1920 wurde eine größere Gardinenabteilung angegliedert und 1927 ein Anbau für die Möbel getätigt.


Der Transport der Möbel wurde mit Hand-Federwagen durchgeführt, nach auswärts über die Dörfer wurde ein Pferd geliehen und an den Federwagen eine Deichsel montiert. Es wurden auch ganze Aussteuern nach Berlin und Königsberg per Eisenbahnwaggon verschickt. Dazu wurde ein Waggon auf den Gleisen der Feldmühle-Bahn auf der Bahnhofstraße abgestellt, beladen und dann von Arnsberg bis zum Zielbahnhof weitergeleitet. Am Zielbahnhof wurde die gesamte Ladung von bahnamtlichen Speditionen in die jeweilige Wohnung gebracht. Ebenso wurde ins Ausland und nach Übersee wurde geliefert. So bestellte das jüdische Ehepaar Theisebach während der Nazi-Herrschaft ein Doppelbett-Sofa zur Lieferung nach England. Das Sofa wurde seetüchtig verpackt und verschickt. Nach späteren Informationen der Familie ist das Sofa nie in England angekommen.
Ein Kunde, der nach dem 1. Weltkrieg nach Amerika ausgewandert war, vereinbarte bei einem Besuch hier in Arnsberg den Versand eines Schrankes aus der Heimat. Also wurde der gewünschte Schrank, seetüchtig in Ölpapier verpackt, per Bahn und dann per Schiff von Arnsberg nach Amerika geliefert.

In den folgenden Jahren der großen Arbeitslosigkeit mussten schwere Einbußen des Geschäftes hingenommen werden, später gab es einen kleinen Aufschwung der durch die Kriegsaufrüstung bedingt war.
Für junge Ehepaar gab es Ehestandsdarlehen von RM 1 000.- , die zur Wohnungseinrichtung bestimmt waren.

1937 erhielt das Geschäft ein moderneres Aussehen. Die Schaufenster wurden tiefer gelegt, die Treppe verschwand. Weil angeblich zuviel Eisen in dem Bau verarbeitet wurde, wurde der Umbau stillgelegt, da als Auswirkung der Kriegsrüstung das Eisen schon genehmigungspflichtig war.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde das Geschäft mit einem Verkaufsverbot belegt und geschlossen. Die Lagerräume wurden an Bombengeschädigte aus dem Ruhrgebiet vermietet.


Nach dem Ende des 2. Weltkrieges übernahm Polsterer- und Dekorateurmeister Karl Julius Ebert das Geschäft und baute es neu auf. Seine Ehefrau Ottilie Ebert, geb. Bauer arbeitete sofort nach dem Neubeginn auch im Geschäft mit. Vorrangig wurden Polstermöbel, Gardinen, Teppiche und ziemlich bald auch Serienmöbel von Schlafzimmern, Küchenbüffets, altdeutschen Schränken, Tischen, Stühlen und Kleinmöbeln verkauft. Der Hauptumsatzbringer der damaligen Zeit war ein Schlafzimmer mit Namen Maria zum Preis von 1 000.- DM. Serienfertigung zu diesem Preis war eine Sensation der damaligen Kölner Möbelmesse.

1947 brannte die Werkstatt ab. Alle vorhandenen Polstermaterialien wurden vernichtet. Die Versicherung bezahlte zwar den Schaden, aber mit dem Geld war kein Material zu beschaffen. Es war die 2.Inflation, die RMark hatte keinen Wert.

1948 kam die DMark, es konnten wieder Material und Möbel eingekauft werden. Der Bedarf der Menschen war groß. Eine größere Polstererwerkstatt wurde aufgebaut, eigene Modelle angefertigt und nach den Wünschen der Kunden hergestellt. Federkernmatratzen wurden in Serienfertigung hergestellt. Allein ca. 12 Polsterer wurden beschäftigt. Matratzen wurden morgens beim Kunden abgeholt, abgezogen, neu aufgepolstert und abends wieder neu gepolstert und bezogen beim Kunden angeliefert. Die Geschäfte gingen gut, die Kunden wurden mit PKW und Lieferwagen bedient.

Das Geschäft wurde 1962 durch einen Neubau vergrößert. Gut 1200 qm Verkaufsfläche standen zur Verfügung. 1962 verstarb der Firmengründer und 1974 auch seine Ehefrau.

1970 erfolgte abermals eine Renovierung, das Haus wurde äußerlich modernisiert. Die Stuckfassade versteckte sich hinter einer schlichten Schieferfassade. Im Geschäft wurden strenge, modernere Möbel und Einrichtungen verkauft. Gute Qualität, fachkundige Beratung und sehr persönliches Eingehen auf die Wünsche der Kunden war immer selbstverständlich.

1986 erfolgte in der Möbelbranche eine grundlegende Wende, es entstanden riesige Möbelhäuser auf der grünen Wiese. Alte, gestandene Geschäfte in der Innenstadt mussten ihre Strategie neu überlegen, daher wurde unter der Leitung von Karl Clemens Ebert eine neue Konzeption des Hauses gewählt.

Das gesamte Haus wurde in verschiedene Bereiche unterteilt.
Heute befindet sich darin das Möbelgeschäft mit 750 qm Verkaufsfläche, eine krankengymnastische Praxis, ab Juni 2016 eine Praxis für Ergotherapie und eine internistische Facharztpraxis. Zwei gläserne Fahrstühle zu den verschiedenen Praxen, Innenhöfe und eine „alte, neue“ Stuckfassade zieren heute das Haus.

Das Möbelgeschäft ist bekannt für seine zuverlässige Qualität, persönliche und fachliche Beratung und hat wie in alten Zeiten Kunden sowohl in der näheren und weiteren Umgebung wie z.B. auch in Berlin oder Rostock.
Der heutige Inhaber Karl Clemens Ebert ist Betriebswirt des Möbelhandels, hat in leitender Position des Möbelfachhandels gearbeitet und führt zusammen mit seiner Frau Doris Ebert, geb. Eickelmann das Geschäft.
Ihre Tochter Christina Ebert setzt als Betriebswirtin des Möbelhandels in vierter Generation die Tradition des Hauses Ebert fort.